Menu Content/Inhalt

Haarausfall bei Männern


Gewöhnlicher Haarausfall entsteht aus der erblich bedingten Überempfindlichkeit bestimmter Stellen der Kopfhaut gegenüber männlichen Sexualhormonen

Traditionell wurde Kahlköpfigkeit als Zeichen von Alter, Schwäche und Impotenz erachtet. Glatzköpfige Männer galten früher per Definition als harmlos und nicht länger als Konkurrenten im Kampf um die Gunst der Frau. Ovid äußerte einmal, dass glatzköpfige Männer nichts im Schlafzimmer oder auf dem Schlachtfeld zu suchen hätten. Diese Haltung hat sich in den letzten Jahren radikal geändert - mittlerweile gilt eine Glatze vielmehr als Zeichen von Virilität (Männlichkeit).


Wie kommt es zu männlichem Haarausfall?

Bei manchen Männern entstehen früher oder später bestimmte Stellen am Haarboden, die auf das Sexualhormon Testosteron, das jeder Mann im Blut hat, besonders empfindlich reagieren. Dieses Hormon bewirkt ein Schrumpfen der Haarbälge, aus denen jeweils ein einzelnes Haar herauswächst. Im weiteren Verlauf werden die Haarbälge so klein, dass ausgefallene Haare sich nicht wieder erneuern. Sie wachsen also nicht nach.

Zwar sind die Haarbälge noch nicht zugrunde gegangen, durch die blockierende Wirkung der männlichen Sexualhormone können sie ihre Arbeit aber nicht länger verrichten.

Der Haarausfall setzt bei Männern gewöhnlich in den Zwanzigern ein und folgt daraufhin einem bestimmten Muster: Anfangs entstehen kleinere Geheimratsecken oberhalb der Schläfen. In schweren Fällen nimmt die vordere Haargrenze die Form eines "M" an. Die zurückgebliebenen Haare sind oft sehr fein und wachsen nicht so schnell nach wie gewöhnlich.

Allmählich wird das Haar auch an Scheitel und Hinterkopf dünner, was später zu einem Zusammenlaufen der kahlen Stellen führt. Dadurch kommt es zum charakteristischen hufeisenförmigen Haarkranz um den Schädel.


Kann man Haarausfall vorbeugen?

Männlicher Haarausfall ist genetisch bedingt. Bei großer Empfindlichkeit gegenüber dem Sexualhormon ist das Risiko für Haarausfall größer als bei weniger empfindlichen Personen. In manchen Fällen kann Haarausfall unter ärztlicher Behandlung verringert und das Haarwachstum sogar verbessert werden.


Wie kann man mit Haarausfall umgehen?

Die wichtigste Frage ist, ob bzw. wie man mit dem Verlust des Kopfhaares leben kann. Haarausfall trifft früher oder später einen Großteil der männlichen Bevölkerung, die Reaktionen der Betroffenen sind allerdings sehr verschieden.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Sie den Haarausfall als natürliches Phänomen akzeptieren können. Möglicherweise können Sie die Situation auch zum Positiven wenden, indem Sie auch die restlichen Haare entfernen und somit ein neues Erscheinungsbild Ihres Kopfes schaffen.

Im gegenteiligen Fall haben Sie natürlich die Möglichkeit, kahle Stellen mit Hilfe von Haaren verbliebener Haarflächen oder mit einem Toupet abzudecken, sich einer medikamentösen Behandlung oder einer Haartransplantation durch Dermatologische oder Plastische Chirurgen zu unterziehen.

Haarausfall wird allerdings nicht als Krankheit bewertet, sondern als ein natürlicher Prozess, weshalb die Kosten einer Behandlung von den Sozialversicherungen zumeist nicht übernommen werden. Wenn Sie also den Wunsch haben, Ihre Haarpracht zurückzuerlangen, müssen Sie für die oft kostenintensive und zeitaufwändige Behandlung zumeist selber aufkommen.


Welche Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung gibt es?

Rezeptfrei ist ein anerkanntes Mittel mit dem Wirkstoff Minoxidil erhältlich. Die 2-mal täglich auf die Kopfhaut aufzutragende Flüssigkeit bewirkt in bis zu 25 Prozent der Fälle ein Nachwachsen der Haare. In 90 Prozent der Fälle bewirkt die Anwendung des Mittels einen Stopp des Haarausfalls.

Generell kann man feststellen, dass die Behandlung am meisten von Nutzen ist, wenn

  • Sie zwischen 20 und 30 Jahre alt sind
  • der Haarausfall innerhalb der letzten fünf Jahre eingesetzt hat
  • Sie nicht an totaler Glatzköpfigkeit leiden
  • keinen Haarausfall an den Schläfen erlitten haben.

Minoxidil erzielt die beste Wirkung an kleinen Stellen am Scheitel (zentral auf dem Kopf) und am Hinterkopf. Eine Wirkung, das heißt, ein erneutes Wachsen der Haare, zeigt sich im Normalfall nach vier- bis zwölfmonatiger Anwendung. Um eine konstante Wirkung zu erzielen, muss das Mittel allerdings ein Leben lang angewandt werden. Ihr Hautarzt kann die Behandlung mit anderen Mitteln kombinieren und somit in manchen Fällen eine verbesserte Wirkung erzielen.

Ein Medikament mit dem Inhaltsstoff Finasterid (rezeptpflichtige Tabletten) ist zur Behandlung gegen Haarausfall nun auch in Österreich zugelassen. Das Mittel hemmt die Umwandlung des männlichen Sexualhormons in eine stärker auf die Haarwurzeln wirkende Form, die mit großer Wahrscheinlichkeit für den männlichen Haarausfall verantwortlich ist.

Bei 86 Prozent der untersuchten Patienten wurde der Haarausfall gestoppt, bei vielen auch erneuter Haarwuchs festgestellt. Etwa ein Prozent der Testpersonen verspürte als störende Nebenwirkung verminderte Lust am Sex.


Wie sieht die chirurgische Behandlung aus?

Wenn Sie Ihre Haarpracht voll und ganz zurückgewinnen möchten, ist eine Operation die sicherste und erfolgversprechendste Methode. Dermatologische und Plastische Chirurgie entwickeln laufend bessere Methoden zur Haartransplantation bzw. zur Verkleinerung kahler Stellen am Kopf.

Im Zuge einer Transplantation wird gesundes Haar aus dem Nacken/Hinterkopf-Bereich an die kahlen Stellen verpflanzt. Diese Methode ist am besten für Männer mit Haarausfall am vorderen Kopfbereich geeignet. Ob Sie sich für eine Behandlung dieser Art eignen, hängt unter anderem von Ihrem Alter, Ihrer Haarfarbe und Ihrer Haarform ab.
Die Entfernung von bereits kahl gewordenen Teilen des Haarbodens ist am besten für Männer mit kleinen kahlen Stellen an Scheitel und Hinterkopf geeignet.
Als Alternative kann man eine Streckung/Ausdehnung der benachbarten, noch mit Haaren bedeckten Flächen vornehmen und auf diese Weise die kahlen Stellen abdecken


Haarausfall bei Frauen

Haarausfall kann auch bei Frauen entstehen, insbesondere wenn sie mit Männern verwandt sind, die an Haarausfall oder Glatzköpfigkeit leiden. Bei Frauen ist in der Regel nur der Oberkopf betroffen, zu einer totalen Glatzköpfigkeit kommt es selten.

Die äußerliche Behandlung bei "Männlichem Haarausfall" bei Frauen ist die gleiche wie bei Männern. Die Einnahme von Finasterid ist bei Frauen allerdings nicht angezeigt, da diese ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nach sich ziehen kann. Frauen können dem Haarausfall zudem durch die Einnahme von Anti-Androgenen, also Substanzen, welche die Wirkung der männlichen Sexualhormone hemmen, entgegenwirken.

Autorin: Univ. Prof. Dr. Daisy Kopera, Hautklinik Graz

 
< zurück   weiter >